Windenergieanlagen erzeugen Infraschall. Infraschall entsteht durch das Eintauchen der schnell bewegten Rotorspitzen in verschiedene Luftschichten. Infraschallwellen sind fühlbar und für viele auch hörbar, wirken über große Entfernungen und gehen fast ungedämpft durch Mauern und Gebäude. Es existieren auch natürliche Infraschall-Quellen wie Gewitterdonner, Erdbeben, Stürme, Föhn oder künstliche Quellen wie Flugzeuge, Schwerlastverkehr, Explosionen. Diese Infraschall- Quellen sind aber im Gegensatz zu einer Windkraftanlage nur von kurzer Dauer.

Bis vor etwa zehn Jahren galt auch bei Hörforschern als anerkannter Kenntnisstand der Wissenschaft, dass Infraschall für den Menschen unterhalb der Wahrnehmbarkeitsgrenze gefahrlos sei. Als Wahrnehmungsgrenze wird hierbei jedoch nur die aurale Wahrnehmbarkeit, als Gefahr nur die Auswirkungen auf das Hörorgan betrachtet. Die extraaurale Wahrnehmung hingegen äußert sich als Resonanz im Körper, was durch ein Vibrieren oder gepulstes Schlagen empfunden wird.

Viele In- und Auslandsstudien haben nachgewiesen, dass durch Infraschall enorme körperliche Belastungen bis hin zu

  • Herzrhythmusstörungen,
  • Schlafstörungen,
  • Depressionen und
  • Angstzuständen

auftreten.

So bezeichnet das Robert-Koch-Institut, welches direkt dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt ist, die Belästigung durch tieffrequenten Schall als sehr ernst zu nehmendes Problem, das nach Auffassung von verschiedenen Wissenschaftlern bisher von Behörden unterschätzt und nicht mit adäquaten Methoden erhoben wurde:

  • "Die Studien weisen darauf hin, dass Immissionen von Infraschall entweder bei kontinuierlicher Langzeitexposition oder bei sehr intensiven Kurzzeitexpositionen gesundheitliche Schädigungen verursachen können..."
  • "Im privaten Bereich liegen keine Schutzempfehlungen für tieffrequenten Schall bzw. Infraschall vor.“
  • "… Die besondere Qualität von Infraschall (unter 16 bzw. 20 Hz) bedarf jedoch verstärkter Aufmerksamkeit, da bisher nur wenige gesicherte Erkenntnisse, nicht zuletzt wegen einer noch nicht optimalen Erfassungsmethodik, über das Auftreten und die Wirkung von Infraschall vorliegen. Es muss insgesamt ein deutlicher Mangel an umweltmedizinisch orientierten wissenschaftlichen Studien zu tieffrequentem Schall konstatiert werden. Im Vergleich zum normalen Hörbereich liegen nur wenige gesicherte Erkenntnisse über Auftreten und Wirkung von tieffrequentem Schall vor. Es besteht großer Handlungs- und Forschungsbedarf. …“

 

Das Europäische Instiut für Klima und Energie (EIKE) berichtet in zwei Artikeln "Windturbinensyndrom schlimmer als gedacht" und "Windräder machen krank durch Infraschall" über die Hinweise auf gesundheitliche Gefahren von Infraschall.

 

Die amerikanischen Hörforscher Alec Salt (Universität Washington in St. Louis) und James Kaltenbach (Lerner Forschungsinstitut in Cleveland) schreiben in Ihrem Beitrag 2011 in der in der Fachzeitschrift Bulletin of Science, Technology & Society:

  • "… Daher kommen wir zu dem Schluss, dass Behauptungen wie “Es gibt keinen nennenswerten Infraschall beim derzeitigen Design von Windenergieanlagen” unzweifelhaft falsch sind. Eine wissenschaftliche Basis für die Möglichkeit, dass solcher Schall Auswirkungen auf den Menschen haben kann, ergibt sich aus der Tatsache, dass Infraschall das menschliche Stammhirn beeinflusst. (Anm.: Das Stammhirn ist für die essenziellen Lebensfunktionen zuständig und steuert u.a. Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung sowie wichtige Reflexe. Das Stammhirn bildet die Schnittstelle zwischen dem übrigen Gehirn und dem Rückenmark). Die Möglichkeit, dass niederfrequente Teile des Schalls sowohl zu starken Störungen des Befindens als auch zu anderen Problemen führen, über die Menschen berichten, die Windenergieanlagen ausgesetzt sind, kann nicht einfach abgestritten werden."
  • "… Bis heute gibt es keine publizierten Studien, die zeigen, dass die langfristige Belastung mit Infraschall Menschen nicht schadet. Im Gegenteil gibt es zahlreiche Berichte, die stark darauf hindeuten, dass Menschen, die in der Nähe von Windenergieanlagen wohnen, krank werden, mit einer Vielzahl von Symptomen, wobei chronische Schlafstörungen besonders häufig sind. Die Tatsache, dass solche Berichte ignoriert werden, weil der Infraschall von Windturbinen ja unter dem hörbaren Niveau sei, scheint die Physiologie des Ohrs völlig zu ignorieren. Signalwege von den äußeren Haarzellen des menschlichen Ohrs zum Gehirn existieren, durch die nicht hörbarer Infraschall die Funktion des Gehirns beeinflussen kann. Aus unserer Perspektive gibt es zunehmend Belege für die Ansicht, dass sich Infraschall negativ auf Menschen auswirken kann. Diese Hinweise erfordern mehr wissenschaftliche Studien zu diesem Thema."

Auch Prof. Dr.-Ing. Krahé von der Bergischen Universität Wuppertal schreibt in seinem Vortrag:

  • "Der Sensor „Ohr" scheint gegenüber tieffrequentem Schall weitaus empfindlicher zu sein, als bisher angenommen."
  • "Auch unterhalb der Hörschwelle kann bei empfindlichen Menschen eine Empfindung ausgelöst werden. Neben Ohrendruck wird vielfach von mentalen Belastungen berichtet."

Mittlerweile hat die Unsicherheit in der Bewertung und Messung von Infraschall und dessen gesundheitlicher Folgen das Bundesumweltamt 2011 veranlasst eine "Machbarkeitsstudie zu Wirkungen von Infraschall" in ihr Forschungsprogramm aufzunehmen

"Insgesamt besteht ein deutlicher Mangel an umweltmedizinisch ausgerichteten Studienergebnissen zu den Themen Infraschall und tieffrequenter Schall. Das Umweltbundesamt hat daher im Jahr 2011 ein Forschungsvorhaben zu dieser wichtigen Thematik vergeben, das sich mit der Geräuschbelastung durch tieffrequenten Schall, insbesondere durch Infraschall beschäftigt („Machbarkeitsstudie zu Wirkungen von Infraschall. Entwicklung von Untersuchungsdesigns für die Ermittlung der Auswirkungen von Infraschall auf den Menschen durch unterschiedliche Quellen“; UFOPLAN 2011; FKZ 3711 54 199). Neben der Aufbereitung des aktuellen Wissenstandes sollen wissenschaftlich begründete und praxistaugliche Verfahren zur Erfassung und Bewertung der Wirkungen tieffrequenter Geräusche erarbeitet werden. Dabei soll auch geprüft werden, ob weitere Forschungsaktivitäten erforderlich sind. Die Forschungsergebnisse werden voraussichtlich 2014 vorliegen."

 

 Weitere Literatur zum Thema "Infraschall" finden sie hier!